Mittwoch, 23. Januar 2013

Die Sklaverei vor Gericht - Steven Spielbergs AMISTAD

O' captain, my captain... Meuterei auf hoher See, ein internationaler Prozess und das alles wegen knapp 50 Afrikanern.  Und das in Amerika! Sachen gibt's... Willkommen bei der Kritik/Präsentation zu Steven Spielbergs "AMISTAD".


INHALT
Die "Arbeiter" eines Schiffes namens "La Amistad", die aus Havanna kommend *husthust* in den USA arbeiten sollen *husthust*, befreien sich von ihren Ketten, töten die Besatzung bis auf zwei und fordern, wieder zurück in die Heimat zu gelangen. Und das ist weder Havanna noch NYC, sondern die Westküste Afrikas. Wir befinden uns im Jahre...naja... so 1840 herum. Die Sklaverei gibt es noch, doch gibt es Parteien und Organisationen, die sich gegen diese aussprechen. Dazu zählen auch zwei Abolitionisten (Kämpfer gegen die Sklaverei, googlet mal), die vom Vorfall auf der AMISTAD erfahren, nachdem das Schiff eben NICHT nach Afrika tuckelte, sondern vor die Küste Amerikas (Navis.....). Zack, Schiff und neue Besatzung sichergestellt und verhaftet (also die Sklaven. Nicht das Schiff. So große Gerichte gibt's gar nicht.). Also braucht's einen Anwalt, man wendet sich an einen pfiffigen jungen Herren, der beweisen will, dass die AMISTAD-Aufständischen auf neutralem Territorium gefangen genommen worden sind und zwecks Sklaverei verschleppt wurden – ein schweres Vergehen, stand doch die Westküste Afrikas (in diesem Falle handelt es sich konkret um die Elfenbeinküste) unter dem Banner Englands, ein Land, in dem die Sklaverei zu dem Zeitpunkt verboten ist. Heikel, heikel, diese Frage danach, wer sie sind, statt immer nur zu fragen, was sie sind. Aber find erstmal einen Dolmetscher, der Mende spricht...
Der Film zeigt die doch recht winkligen und nicht immer koscheren Vorgänge, die den AMISTAD-Prozess begleiteten. Insgesamt dauerte das Spektakulum knapp 2 Jahre, bis (letztlich sogar vor dem Obersten Gerichtshof) eine Einigung zugunsten der Afrikaner ausgesprochen wurde. Doch was auf der Leinwand/auf dem Bildschirm zwischendurch passiert, ist keineswegs dröges Juristengeplenkel, sondern ein eindrucksvolles Filmerlebnis, das Elemente wie Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit ganz oben auf seine Fahne schreibt -ein recht typischer Steven Spielberg-Film, wenn man diese Motive betrachtet- und Menschlichkeit sucht, wo man sie für gewöhnlich nie suchen würde (vor Gericht).
Oftmals mag man daran zweifeln, dass es ein "typischer" Spielbergfilm ist. Die Bilder und die Bildsprache, worauf wir gleich noch kommen werden, all das ist ungewöhnlich brutal und direkt. Man leidet wahrlich mit den Leidenden. Und fordert im Kanon mit Anführer Cinque die Freilassung. Also.. der Sklaven. Nicht die Freilassung vor dem Film. Die Schauspieler im Film sind überragend im Spiel. Selbst ein Matthew McConaughey, der sonst immer untergeht und Murks liefert, kann hier als fescher und anfangs überheblicher, später sehr überlegter Anwalt glänzen. Alles überragt aber ein Mann: Sir Anthony Hopkins, der für seine Rolle als John Quincy Adams für einen Oscar nominiert wurde. Seine Abschlussrede vor dem Obersten Gericht.... woaaaah! Einfach nur fesselnd und stark inszeniert (von Kamera und Schauspieler). Kennt ihr das, wenn ihr an jemandes Lippen einfach nur klebt? That feeling.

KAMERA
Zuständig für die Kamera war, wie in den meisten Spielbergfilmen seit SCHINDLERS LISTE, Janusz Kaminski. Manch Leser ist gewillt, AMISTAD mit SCHINDLERS LISTE zu vergleichen? Das ist gar nicht mal so~ falsch. Mit einem Unterschied. SCHINDLERS LISTE war in schwarz/weiß. AMISTAD kommt dagegen in voller Farbe daher. Und das spürt man mit Leib und Seele. Auch hat sich das Verhältnis zwischen zuständigem Kameramann (Kaminski) und Regisseur (Spielberg) verbessert. Sie gehen noch ein paar Schritte weiter. Die Bilder sind intensiver, kraftvoller, schmerzhafter, als es noch bei SCHINDLERS LISTE der Fall war. Und das war schon perfekt. Allein die Anfangsszene, als sich Cinque befreit und dann mit den Männern das Schiff übernimmt. Ein Traum. Manchmal ein Albtraum, aber ein Traum von einer Szenerie. Verdientermaßen gab es dafür eine Oscarnominierung und wenn in dem Jahr nicht TITANIC gewesen wäre... verdient wäre es gewesen. Schön, dieser Konjunktiv.

MUSIK
Die Musik stammt, surprise surprise, aus der Feder von John Williams. Und was für ein Score, Halleluja. Ich weiß, ich weiß, Fanboy-Gelaber, aber der Score zu Amistad ist wirklich eine sehr feine Arbeit mit schönen afrikanischen Klängen, einem mystischen Männerchor hier und da und zwei Themen, die zum einen die Klage und Trauer/Wut von Cinque sehr schön einfängt (Cinque's Theme, sehr schön auch im Stück "Going Home") und das Freiheitsthema, das wirklich voller Hoffnung steckt und man für einen kurzen Moment denkt "Jo, das schaff ich. Egal was, ich schaff das." Definitiv einer der aufregenderen und schöneren Williams-Scores, dessen Stücke auch als Standalones ihre Wirkung haben.
GESAMTWIRKUNG
AMISTAD gehört meiner Meinung nach zu den unbekannten Meisterwerken von Steven Spielberg. Klar, in seiner Vita macht AMISTAD neben VERGESSENE WELT:JURASSIC PARK und DER SOLDAT JAMES RYAN nicht gerade den besten Eindruck, besonders nicht an der Kinokasse. Der Film hat gerade so das eingespielt, was er gekostet hat (ca. 40 Mio$). Nicht gerade erfreulich, war es doch die erste Produktion von Spielbergs eigener Produktionsfirma DREAMWORKS. Ich glaub, die haben sich einen etwas besseren Start erhofft. Doch davon abgesehen, dass er vom Rest der Welt unbeachtet blieb (hatte da der Faime um TITANIC auch etwas Schuld?...) ist AMISTAD ein beeindruckendes Stück. Begnadete Schauspieler, die gewohnt Souveränes darbieten, starke Bilder, die man so leicht nicht vergisst, eine Geschichte, die so tatsächlich stattfand, was man ab und zu vergessen will (keineswegs, weil es so "fantastisch" sei... eher im Gegenteil). Doch gibt es auch negatives zu sagen? Naja...
Der Film wurde dahingehend kritisiert (von anderen, nicht von mir), dass er zwar schön eindrucksvoll das Schicksal der AMISTAD-Afrikaner beschreibt und zeigt, die abertausend übrigen Sklaven Amerikas aber weitestgehend unbeschattet bleiben. ... äh...ja? Beziehungsweise nein, in manchen Szenen kann man schon recht gut erahnen, wie das Schicksal vieler tausend Sklaven, die von Afrika nach Amerika verschleppt wurden, ausgesehen haben mag. 'nough said.
Ich mag den Film. Sogar sehr. So sehr, dass ich ihm jeden andrehe, dem ich Filmbegeisterung zuschreiben kann und/oder für geschichtsinteressiert erachte. Denn er zeigt ein Kapitel der Geschichte, der meist unberührt bleibt, besonders von amerikanischer Seite (jaja, mittlerweile gibt's da Filme wie DJANGO UNCHAINED oder LINCOLN, die sich ebenso mit der Sklaverei auseinandersetzen).
Habt ihr Appetit bekommen auf AMISTAD? Wenn ja, holt euch die DVD!











Sofort!

Donnerstag, 27. Dezember 2012

Alphas Lieblingsalbum 2012

Schon wieder ein Jahr vorbei! Sowas....
Wie schon im letzten Jahr möchte ich es nicht missen lassen, euch mein Lieblingsalbum, das in diesem Jahr erschien, zu präsentieren.
Und in keinem Jahr war es schwieriger, einen solchen "Preis" zu bestimmen! Es gab einfach unendlich gute und geniale Alben.

Kleine Auswahl an Alben, die in Frage kommen? Gerne doch. Greift euch ein Plätzchen oder ein Stück Stolle und durchfahren wir diese Liste.
Da wäre zum ersten "THE GIANT" von AHAB. Ausgesprochen abwechslungsreicher Doom Metal, an dem man sich erst einmal herankämpfen musste, aber dennoch überzeugt. Das Live-Konzert in Jena war auch unglaublich großartig.
Ebenso grinst uns "Les Voyages De L'Âme" von ALCEST entgegen. Ein hervorragendes und herausragendes Stück Musik, das uns schon früh in 2012 beglücken durfte. Die Entwicklung, die ALCEST in den letzten Jahren durchgemacht hat, ist atemberaubend und wie ein Märchen. Überall in der Welt ist der Name ALCEST im Undergroundbereich ein Begriff, überall sind sie gefragt, auf jedem Kontinent (bis auf Australien?...) haben sie bereits gespielt, in Japan gab es aufgrund von ausverkauften Sälen Doppelkonzerte... Dabei lagen die ersten Konzerte doch erst zwei Jahre zurück?! (Ich darf mich derweil rühmen, auf ihrem zweiten Livekonzert dabei gewesen zu sein...öhöhöhöhö) Der Stern von ALCEST jedenfalls schießt höher und höher, und die Les Voyages zeigt, dass dieser Stern vollkommen zurecht steigt. Die Verbindung aus harten Gitarrenriffs und sanftem Gesang ist nachwievor unglaublich genial, auch die überwiegend ruhigen Lieder wissen vollkommen zu überzeugen. Man kann dem Album einfach nichts schlechtes anhängen! AH!
Der nächste Topkandidat auf der Liste (die wir, wie bemerkt, alphabetisch entlanghangeln) ist das WEATHER SYSTEMS-Album von ANATHEMA. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich Weather Systems bis September 2012 noch gar nicht kannte, lag es doch schon seit April im Laden. Doch ALS ich es dann kennenlernte, hat es mich sofort gepackt und geschüttelt. Witzigerweise fand das auf dem Lacrimosa-Konzert in Leipzig statt. Anathema waren keineswegs die Vorband, nein, man ließ das Album in Dauerschleife über die Boxen abspielen. Anfangs hat mich zu der recht rockigen Band "nur" das metallesque Schlagzeug fasziniert. Dann begann ich die wohlplatzierten Streicher wahrzunehmen und letztlich faszinierte mich einfach alles. Ich fing eine Textzeile auf und suchte zu Haus sofort nach dieser sagenhaften Band!... um zu erfahren, dass ich durch einen Freund bereits einen Großteil der Anathema'schen Diskografie besaß - abgesehen von Weather Systems. Kein Problem, kein Problem sprach Blogspot der Mediamarkt-Mitarbeiter und verwies mich auf die CD-Abteilung. Gesucht, gefunden und schlagartig ins Herz geschlossen. Es ist definitiv mein Überraschungsalbum 2012, denn die Songs sind ... unbeschreiblich. Das müsste reichen. Das Konzept des Konzeptalbums wurde astrein durchgezogen und obwohl es stark anfängt, ist es den Jungens von Anathema doch gelungen, sich im Laufe des Albums noch zu steigern. Wahnsinn!
Nächster ist "RASTLOS" von FINSTERFORST. Über das Album kann ich noch nicht sooooo viel sagen, da es sich erst seit ein paar Tagen in meinen Krallen befindet. Was ich bereits sagen kann, ist, dass es im Vergleich zu seinen Vorgängern (gerade "...zum Tode hin") sich mehr Zeit nimmt, weniger auf die Fresse schlägt und doch immernoch den Hörer nicht müde werden lässt, die 10+Minutenlieder zu genießen und sich an den Kompositionen zu ergötzen.
"WISH" von GERM erschien ebenso 2012. Ihr merkt, wie tricky das ist!? Ich kannte weder Austere, noch Grey Waters noch Germ, bevor mir der Freund, der mir schon Anathema an die Backe gelabert hat, auch diese Dreierkombo präsentierte. Was daran die Verbindung ist? Alle drei (australischen) Bands wurden von den gleichen Köpfen gegründet/weitergeführt. Und so ist das Konstrukt Germ eine Verbindung aus Black Metal (Austere) und Alternative Rock (Grey Waters), gemixt mit Trance und Electro. Cool, oder? Diese wirre Kombo hat mich gepackt und lange nicht losgelassen.
Ein weiteres großartiges Album von 2012 ist "The Scarlet Beast o'Seven Heads" von GET WELL SOON. Noch eine Band, die mich erst 2012 erreichte und seitdem nicht mehr loslassen wollte. The Scarlet Beast überzeugt dabei mit wunderschönen Titeln, bei denen man nie so ganz entscheiden kann, sind es nun Pop/Rock/Alternative-Songs oder wurde da insgeheim für einen Film etwas geschrieben... Allein für das Denkmal "Dear Wendy" für den/die KomponistIn Wendy/Walter Carlos muss man sich verneigen. Ich hörte das Lied unlängst via Handy im Bett und dachte "Seit wann hast du die Carlos in der Playlist? ..." und war überrascht, dass es sich um Get Well Soon handelte. Wie gesagt, beeindruckendes Denkmal an eineN beeindruckendeN KomponistIn.
Fahren wir fort und stoßen an LACRIMOSAs Aufruf zur REVOLUTION! Wieder ein großartiges Lacrimosa-Album, das wieder einmal komplett anders ist als die Vorgänger und doch Parallelen ziehen lässt.
So wirklich weiß ich nicht mehr, was ich zu dem Album noch sagen könnte. Alle Songs sprechen für sich, alles ist stimmig, selbst die Stimme des oft kritisierten Tilo Wolff. Und die Botschaft ist so eindeutig wie zweideutig. Tilos Revolution sieht nicht vor, ganze Regierungen durch große Gewaltakte zu zerstören. Man solle sich nur die magnifikanten Textstellen der letzten beiden Songs (Rote Sinfonie und Revolution) genauer zu Herzen nehmen. "Keiner ist allein auf dieser Erde - doch jeder ist allein in dieser Welt" und "Du warst dabei, als die Erde bebte und alle auseinander rannten - du warst bei mir in jedem Augenblick - du nahmst die Augen nie von mir". Zumindest sehe ICH darin die Kernelemente seiner Revolution. Oder darin sehe ich MEINE Kernelemente, die ich weitertrage.
Auch stehen folgende Alben auf dem Zettel: Ariettes Oubliées... von Les Discrets, Seelenwund von Mondstille, The 2nd Law von Muse, The Portal of I von Ne Obliviscaris und das Asen'ka-Album von Samsas Traum.

Les Discrets sind...einfach Les Discrets. Ariettes Oubliées ist ein wunderschönes Album und wird auch in den viel zu selten stattfindenden Livekonzerten auch grandios umgesetzt.. aber der große Bruder Alcest ist übermächtig! Denken wir uns mal den großen Bruder weg. Les Discrets haben einen großen Platz in meinem Musikherzen eingenommen und Ariettes Oubliées ist ein hervorragendes Album für Freunde französischer ... öh... Genregrenzen und ihre Durchbrecher... whatever, wer ALCEST mag, hat auch LES DISCRETS zu mögen. Sou!

Die Entdeckung von Seelenwund hat mich am Tage der Entdeckung (oder eher in der Nacht...) schlagartig schockiert, fasziniert, elektrisiert... alles. Ich liebte das Vorgängeralbum "Am Ende...", welches tragischerweise einer fiesen Labelfirma zum Opfer fiel (man verstaubte sich einfach...), weshalb ich immer noch kein Exemplar von "Am Ende..." besitze. Diesen Fauxpas wollte ich bei Seelenwund vermeiden und bestellte sodann die CD. Die separaten Instrumentalstücke sind leider verschwunden, ebenso die Instrumentalbridges, für die ich "Am Ende..." so geliebt habe. Doch Mondstille haben sich insgesamt weiterentwickelt und das Album macht Spaß, es zu hören. Leider (!) hat die Band ihr Drummerproblem noch immer nicht gelöst und so musste man sich auf Seelenwund mit einem Drumcomputer aushelfen. Nicht gerade wunderschön, aber ganz ohne ist ja auch dusselig für ein Black Metal-Album. Immernoch spürbar auf den Spuren von Dornenreich befindlich sind Mondstille für die Freunde von Eviga und Co.KG eine Hörprobe wert, auf einer 5-sternigen Werteskala würde ich dem Album 3 von 5 Sternen geben, es ist gut, nicht perfekt und nachwievor hat die Band großes Potential!

Warum The 2nd Law von Muse in der Liste erscheint? Verdammt, sie haben sich weiterentwickelt! Das ist für den ein oder anderen jetzt kein Novum, aber WIE sie sich weiterentwickelt haben...hach... Ich meine, wer Dubstep mit Gitarre und Schlagzeug hinbekommt, dem erbaue ich gerne ein Denkmal in dieser Liste. Muse experimentieren auch weiterhin, sind dabei mal wieder sehr erfinderisch und genießen, denke ich doch mal, ihr Ergebnis sichtlich. Natürlich gibt es wieder die Nörgler und Unzufriedenen, die sich das alte Muse zurückwünschen, doch denen sei gesagt: Wenn eine Band ein Album, ein Genre, eine Richtung zur Perfektion getrimmt hat, will diese Band andere Wege gehen. Nicht aus Kommerz, Geldschieberei oder Langweile, sondern eben WEIL sie das vorige Album zur Perfektion getrimmt haben. Und da ist eine Kopie nicht möglich. Es sei denn, sie bringen das gleiche Album mit den gleichen Liedern noch einmal heraus. Zum Neupreis. DAS wäre dann Kommerz. DAS wäre kritisch zu bewerten. (eine andere Möglichkeit, wie man derlei Probleme löst, hat das Projekt AMESOEURS eingeschlagen, googlet mal danach..)
-> The 2nd Law ist toll.

Auf The Portal of I habe ich gewartet, seit mir vom ofterwähnten Freund "The Aurora Veil", also Ne Obliviscaris' DemoCD vorgespielt wurde und ich erschlagen worden bin von derlei Awesomeness.
Von gleicher Wucht war dann auch The Portal of I. Jeder einzelne Track ist kompositorisch stark, selbst ins Detail noch perfektioniert und von einer brachialen Beherrschung der Instrumente gekennzeichnet. Allein dem Bass (dem Bass!!) zu lauschen, lässt das Musikerherz im siebten Himmel schweben. Als ich dann im Mai das Album endlich mein Eigen nennen durfte, bin ich im Kreis gesprungen wie ein aufgedrehtes Känguru. Begeisterung ist noch untertrieben. Ich war neuverliebt in Ne Obliviscaris. Nur den Schritt nach Europa, den haben ich die Australier noch nicht gewagt. Aber wenn, dann.....muhahahahr... das wird schee. :3

Kommen wir zu guter letzt zum neuen Meisterwerk eines alten Gesellen: Alexander Kaschte hat mit "Asen'ka" ein weiteres Märchenbuch für Samsas Traum geschaffen. Hörbar geprägt von (Familien-)Glück und verstandener Liebe ist das Album eben das, was der Beitext sagt: Ein Märchen für Kinder und solche, die es werden wollen. Für eingefleischte (oder ehemals eingefleischte) Samsas Traum-Fans ist es mit Sicherheit das schönste Jahresgeschenk, das Kaschte ihnen machen konnte.
Wer die Welt von "a.Ura" liebte, dem sei "Asen'ka" wärmstens ans Herz gelegt. Wenn nicht gar brennend. Musikalisch wie textlich lässt Kaschte keine Wünsche offen -auch wenn man den Weggang von Daniel Schröder hier und da schmerzlich missen möge-, die Geschichte um die kleine Asen'ka reißt mit und begleitet den Hörer bis zum geschichtlichen Schluss im Lied "Ursprung der Schatten", der mit epochalen 15 Minuten Laufzeit auch der längste Track in der Bandgeschichte darstellt - doch keineswegs überladen oder sinnlos gestreckt daher kommt. Und mit der Schlussnummer (Dein Herzschlag flüstert meinen Namen) hat Kaschte mein Herz erobert. Ich will nicht, dass das Lied endet! Es ist zu kurz! Der hypnotisch vorgetragene Metalpart soll noch genau so weitergehen, bis ans Ende der Zeit! ... Ich mag's. :)

Ihr seht, keine leichte Entscheidung. Im Grunde ist jedes einzelne hier erwähnte Album mein Lieblingsalbum 2012, da mich jedes dieser Alben ein stückweit im Jahr begleitet hat. Klingt ernüchternd, aber hey, so viel großartige Auswahl gab es selten!
Ich freue mich derweil bereits auf 2013, denn dann erwarten mich die neuen Scheiben von Todtgelichter, Agrypnie, hoffentlich Thränenkind, eventuell Heretoir.... alles in Erwartung großartige Alben, von denen ich eine Erwartung bereits erfüllen kann - 2013 wird sicher DAS Agrypnie-Jahr. Mit Tour und neuem Album..hach. Ick freu mir.

Samstag, 9. Juni 2012

Tanzende Kunst - Die CRAMM-Filmrezension zu BLACK SWAN

Sie befinden sich momentan auf einer Baustelle, bitte gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen. Noch nicht.

Donnerstag, 10. Mai 2012

Totentanz für einen Traum - Die CRAMM-Filmrezension zu REQUIEM FOR A DREAM

Juice for Tappy! Juice for Tappy! Juice for Alpha! Juice for Alpha! Wir haben einen Sieger! Unser erster von Darren Aronofskys gemachten Filmen in der CRAMM-Kritik ist REQUIEM FOR A DREAM! *applaus*


Inhalt [spoiler-Alarm...!]
Seid gespannt! Seidseid gespannt! Seid gespannt! Seidseid gespannt!
...nein, doch kein Inhalt. Dieser Film beleuchtet das Drogenschicksal von vier Menschen. Der Inhalt dreht sich um das Drogenschicksal von vier Menschen. Also ist es angebrachter, die Figuren aus RFAD zu betrachten.

Da hätten wir zum einen Marion, die Kokain-verehrende Schönheit. In einer Szene wird sehr schön dargestellt, wie sie die Droge(n) braucht, um sich selbst schön zu fühlen. Um selbst glücklich zu sein, mit sich im Reinen. Sie besitzt ein Talent für Modedesign, was sie auch mit einem eigenen Geschäft beweisen will. Ihre Eltern sind sehr vermögend, mehr bekommt sie aber auch nicht zu spüren. Sie zahlen ihr die Wohnung und "den Psychofritzen", den sie auch auf Geheiß der Eltern besuchen soll.

Ihr Loverboy ist Harry, heroinsüchtig (und diverse andere Drogen, wie sie grade kommen...) und mit seinem Freund Tyrone ganz frisch im Drogengeschäft tätig, was ihnen auch ordentlich was einbringt – immerhin finanziert Harry damit Marions aufkommendes Modegeschäft und seiner Mutter macht er das größte Geschenk auf Erden: ein neuer Fernseher. ;-)

Apropos Mutter: Sara Goldfarb ist allein. Nur gelegentlich besucht vom Sohnemann, der ihren alten kleinen Fernseher zum Pfandleiher schleppt, um Geld für Stoff zu bekommen. Doch dann gehts ja aufwärts! Sara bekommt einen Anruf, dass sie (aufgepasst) unter vielenvielen Menschen auf einer Liste auserwählt wurde. Und die Liste war füüüüüüüüüüüür.... richtig, Menschen, die eventuell, unter günstigen Umständen, wenn Pluto, Merkur und die Venus in einer Linie zueinander stehen, ins Fernsehen kommen als Gäste! Dafür will sie natürlich abnehmen und in das schöne rote Kleid passen, welches sie trug, als Harry seinen High-School-Abschluss feierte... also von vor 5 Jahren oder so. Passt nicht mehr ganz so knolle. Aber dafür gibt es ja Ärzte, die ihr völlig den Hippokratischen Eid außer Acht lassend, tolle Medikamente geben. Amphetamine, um genau zu sein.

Mehr wird nun wirklich nicht verraten. Schaut den Film. Noch nicht überzeugt? Dann lest weiter.


Darstellerleistung
Ellen Burstyn – bekam für ihre Rolle als Sara Goldfarb eine Oscarnominierung für die beste Hauptdarstellerin. Das ist für ein absolutes Independentfilmchen mit gerade einmal 2 Mio. $ Kosten schon eine Leistung (also... da von der Academy beachtet zu werden. Das hat nichts mit der Rolle zu tun!). Wie mitbekommen ist unter "Inhalt/Figuren" ein ordentliches Stückchen für Sara Goldfarb niedergeschrieben worden. Das liegt nicht etwa an der schlechten Charakterzeichnung der übrigen Figuren, sondern an der großartigen Darstellung durch Ellen Burstyn zum einen und zum anderen an der Figur Sara Goldfarb an sich. Ihr Wandel von der normalen einsamen Witwe zur Süchtigen ist einfach brilliant gespielt (und inszeniert durch die Kamera). Der Oscar wäre auch verdient gewesen für diese Rolle, stattdessen gewann ihn Julia Roberts für "Erin Brockovich"... not sure...

Jared Leto – Jaaa richtig. Jared Leto. Der Sänger von 30 Seconds to Mars. Der kann auch Schauspiel. Der kann auch authentisch sein. Nein, jetzt mal im Ernst, abgemagert, fettiges Haar, meist desillusionierter Blick – so stellt man sich den Prototyp des Junkies vor. Sicheren Quellen zufolge (Wikipedia) hatte sich Leto vor dem Dreh zur besseren Vorbereitung mit echten New Yorker Junkies angefreundet.

Jennifer Connelly – Jennifer Connelly... ja.. was soll man da noch sagen... Sie hat die Rolle der Marion wunderbar gespielt, man nimmt ihr wirklich ab, dass sie extremst süchtig ist und bla. Mit dieser Rolle gelang ihr auch der Durchbruch und ein Jahr später bekam sie auch den Oscar (für A Beautiful Mind), also immerhin eine Schauspielerin, die es verdient und nicht noch ihr halbes Leben diesem Goldjungen hinterher rennt. Ich hoffe nur, sie wird auf der Straße, so sie erkannt wird, nicht gegrüßt mit "Arsch an Arsch?"...

Marlon Wayans – ganz genau. Der Kiffer aus Scary Movie. Warum wird der Kerl immer auf diese Rolle reduziert?! ... Weil sie gut war, realistisch gespielt und sehr bekannt wurde. Okayokay. Aber als Tyrone hat der gute Marlon auch eine super Figur abgelegt. Überhaupt haben alle Darsteller eine super Figur abgelegt. Und glaubwürdige erst recht! Verdammt, alle sind toll, der Film ist toll, Ende Rezi!
Naaa, just kidding. Aber die Sache mit Marlon Wayans und dem Scary Movie-Kiffer-Fluch ist schon hart. Ich meine, er wurde von Tim Burton als Robin für "Batman Forever" in Betracht gezogen, doch dann verließ Burton das Projekt und alles ging den Bach runter. Ich traue Marlon Wayans wirklich viel zu, aber die Produzenten sind da nicht ganz meiner Meinung. Vielleicht hat er in letzter Zeit zu viele zu schlechte Filme mitmachen müssen... Whatever, hier war er genial drauf und so sollte er uns in Erinnerung bleiben!


Kamera und Schnitt
Schön am Film ist, dass er draufhält. Egal auf was. Seien es Augen, Hände, Lippen oder Narben. Immer mit Schnitt, immer Nahaufnahmen. Die Anzahl der Schnitte im "nur" 90minütigen Streifen überstieg schon damals die Norm. Über 2000 Schnitte wurden gemacht, also pi (hihi..) mal Daumen 20 Schnitte in der Minute! .. oder so. Jedenfalls extrem viel. Ich möchte da nicht Cutter gewesen sein. ... Ui! Der Cutter des Films heißt Jay Rabinowitz! Und achtet mal drauf, der eine Pfandleiher heißt auch Rabinowitz! Witzig. :3 Und er wurde für seine Leistung bei den Online Film Critics Society Awards mit der Auszeichnung bester Schnitt (.. was sonst?!) ausgezeichnet. Gut so!
Noch ein Punkt zu den Schnitten. Kennt ihr 2001: Odyssee im Weltraum von Stanley Kubrick? Die Sache mit der Keule und dann Schnitt zum Raumschiff? Im Film gibt es zwar nicht solche bedeutenden und vielsagenden Kürzungen, aber so manch brillianter Cut ist schon dabei. Ich sage nur "Ich brauche Geld. - Wozu brauchst du denn das Geld?"...
Die Kamera ist größtenteils an den Schauspielern dran, auch die "Snorricam" kommt zum Einsatz, ein schönes Gerät, das dem Schauspieler i.d.R. Um den Bauch geschnallt wird – genialer Effekt, definitiv. Ganz selten gibt es Total-Aufnahmen, die die Umgebung zeigt (mal von der Anfangsszene abgesehen..), man ist also eine lange Zeit quasi ein Teil der Akteure. So kann es nicht passieren, dass der aufmerksame Zuschauer plötzlich abdriftet und nichts mehr mitbekommt, weil ein Detail zu viel beachtet wurde. Die Akteure sind die wichtigsten Elemente des Films, manche Streifen vergessen das schnell und schauen eher nach links und rechts, zielen auf einen Witz ab, vergessen aber das Wesentliche. Das trifft hier nie zu. Nie. Nienienie.


Musik
Seriously? Die Musik von RFAD sollte nun wirklich jeder kennen. Vielleicht bringt nicht jeder den Namen "Clint Mansell" und "Kronos String Quartet" damit in Verbindung, aber sofern man nicht hinterm Mond hausiert, dürfte die Musik ein Begriff sein.
Aber nun zur Verwendung im Film:
Das Machwerk ist ja nun in [spoiler] drei Teile aufgesplittet: Sommer, Herbst, Winter. Anfangs ist das zum Kult angehobene Musikthema noch ganz nett und freundlich, es weißt zwar die bekannten Klänge auf, aber sonst gibt es keinen Grund zur Besorgnis. Titel wie "Summer: Ghosts Of Things To Come" sind noch ruhig, beharrlich... normal. Gute Indikatoren für den Wahnsinn sind die Overtüren für Sommer, Herbst und Winter. Listen and you will know, what I mean.
Das Klangmartyrium erfährt man mit den letzten 4 Songs des Soundtrack-Albums "Beginning of the End", "Ghost of a Future Lost", "Meltdown" und die Auflösung des Grauens mit "Lux Aeterna". Sowohl im Film, wie auch auf dem Album ist der WINTER-Part eine Belastungsprobe für Körper und Seele. Ein bewundernswertes Finale eines Drogenfilmes, das nur schwer zu toppen ist!
Für Bewunderer von Streichquartetten ist das Soundtrackalbum ein Ohr wert. Für Fans des Filmes sowieso. Und für alle anderen auch.


Gesamtwirkung
REQUIEM FOR A DREAM ist und bleibt der beste "Nehmt keine Drogen"-Spielfilm auf dem Markt. Man kann mich gerne eines besseren belehren, aber von der Wirkung ist der Film meines Erachtens unübertroffen. Ich für meinen Teil habe vor dem Film keine harten Drogen genommen. Und danach erst recht nicht. Danach war meine Karriere als Junkie endgültig im Arsch.
Der Film ist beklemmend, regt zum Nachdenken an, noch nicht einmal großartig lang und daher als Unterrichtsmaterial mehr als geeignet. Nur mal so als Hinweis.
Nach RFAD hat mich Darren Aronofsky als Regisseur einfach nicht mehr loslassen können. Andere Filme sind ebenso genial und toll, aber mit RFAD hat er sich selbst schon ziemlich früh ein Denkmal gesetzt. Eine höhere Auszeichnung gibt es nicht.


Habt ihr den Film gesehen? Ja? Wie war er? [-> Kommentar]
Ihr habt ihn noch nicht gesehen?! SOFORT nachholen!

Requiem for a Dream wurde eingenommen,
als nächstes wartet The Fountain...

Freitag, 30. Dezember 2011

Alpha - Bestes Musikalbum 2011


Hallo ihr Nasen.

Bevor das Jahr ohne Post zur Neige geht, gebe ich hiermit meinen absoluten Favoriten und Gewinner im internen Kampf um das beste Album 2011 bekannt.

Der Sieger des heißumkämpften Ehrenpreises ist:

Todtgelichter "Angst"

Für wahr, eigentlich erschien es Ende 2010, doch wirklich in Schwung kam die Scheibe erst mit den massiven Festivalauftritten der Hamburger Black Metal-Band. Und auch ich habe den Genuss von "Angst" erst 2011 kennen lernen dürfen. Dafür aber mit Schmackes.

Zum Album:
Der Titel "Angst" ist wirklich berechtigt. Einzelne Lieder rauszupieken ist zwar zur Kür des besten Songs auf dem Album ganz nett, doch überhaupt und im Allgemeinen ist das Gesamtpaket aus den 8 Tracks unglaublich ergreifend, verstörend schön und in seiner Dramaturgie einzigartig. Kleine Anekdote zum Album: Die seit diesem Album auf die Zahl 5 aufgestockte Band (die auf den vorigen Platten als Gastmusikerin angegebene Marta stieß nunmehr als feste Instanz dazu) zogen allein (!) und mitten in der Nacht durch die Nordlichtmetropole Hamburg, in die abgelegensten Orte, um das Gefühl "Angst" näher zu begreifen und zu vermitteln.

Dass das gelang, spiegelt sich im Alpha'schen Preis wieder. Kaum ein Album hat mich so verstört zurückgelassen wie die "Angst"-Platte von Todtgelichter. Ein regelrechter Mindfuck war und ist das Stück "Neon", das heimtückisch leise und eher rockig anfängt, die Botschaft gut übermittelt, du wiegst dich schon am Ende und dann folgt eine Ambient-ähnliche Bridge. Die Worte zuvor kommen zurück, überschlagen sich mit Erinnerungen und werden dann (live von Marta höchstselbst und gänsehautgleich) dir wie eine ... wie... da findet der Herr keine Worte für. Es bleibt nichts anderes übrig, als die Verzweiflung und das Gefühl der Einsamkeit in die Welt zu schreien. Spätestens seit dem ersten Hören von Neon war ich in diese Band vernarrt. Sorry.
Im Grunde ist jedes Lied zumindest einmal Probehören wert. Besonders empfehlenswert sind hier "Café of Lost Dreams", "Neon" und "Moloch"+"Allmählich" zu nennen. Café of Lost Dreams ist als Anfangsstück einfach ge-ni-al. Sowohl auf Platte, als auch und überhaupt Live. Die rockige Gitarrenstimmung der ersten Akkorde wird schnell von Blast Beat und hartem Git.-Sound erlöst und man fließt hinein in die Welt von Todtgelichter. So und nicht anders kann man Café of Lost Dreams beschreiben. ... Kann man schon. Mach ich aber nicht.
Über NEON habe ich schon zu viele Worte verloren, Erwähnung soll hier noch der letzte Track MOLOCH bekommen. Musikalisch ein Hochgenuss, Lyrisch ein Traum, zumal sich hier noch schön bei Hesse bedient wurde - Fans von "Im Nebel" werden ihr blaues Wunder erleben. Und die zum Ende wiederkehrende Zeile "Jeder ist allein, Leben ist einsam sein" bricht dann noch einmal alles von sich und beschert das perfekte Finale, das dann in ALLMÄHLICH eine schöne ambient/postrockige Form findet.

Macht euch bitte selbst ein Bild von der frischen Vielfältigkeit der ehemals als "Raw Black Metal"-Band klassifizierten Gruppe und schreibt in die Comments, was ihr von Todtgelichters Schöpfung haltet.

2. Bestie
3. Oblivion
4. Phobos&Deimos
5. Neon / Neon Live (zum kleinen Vergleich)
6. Subway
7. Moloch
8. Allmählich


Frohes Neues.

Samstag, 18. Juni 2011

655321 Testet: Alice - Madness Returns!




Das Warten hat ein Ende


Im Oktober 2000 erblickte ein Spiel das Licht der Welt, das unter vielen Spielern ein Geheimtipp werden sollte. American McGees Alice war anders als andere Spiele. Gekonnt wurde die Geschichte um die berühmte Märchenfigur Alice umgekrempelt und zu einer bizarren Horrormär gewandelt. Das kleine Mädchen erlebte in einer traumatischen Nacht den Tod ihrer Eltern mit, die bei einem Hausbrand ums Leben kamen. Alice überlebte mit schweren Verbrennungen, jedoch litt ihre Psyche viel stärker unter diesem Vorfall als ihr Körper. Alice kommt ins Irrenhaus, da sie einer Leiche mehr ähnelt, als einer lebenden Person. In einem komatösen Zustand träumte sich Alice in ihr ver- und zerstörtes Wunderland, um am Ende ihr Trauma in Form der Herzkönigin zu besiegen und aufwachen zu können, auf dass sie das Irrenhaus „Rutledge“ für immer verlassen würde…


Madness Returns

11 Jahre sind seit dem vergangen, sowohl real als auch im Spiel. Noch immer besucht Alice regelmäßig einen Psychologen, da sie permanent wiederkehrende Visionen quälen. Erstmals spielt der Spieler die „reale“ Alice in London. Die Stadt selbst ist allerdings genauso heruntergekommen, wie das gesamte Alice-Szenario alles andere auch einzufangen versucht. So scheint jede „Dame“ Londons eine Prostituierte, eine böswillige alte Frau oder ein verstörtes Waisenkind zu sein. Die Männer Londons nehmen kein Blatt vor dem Mund und sagen Alice direkt, was sie gerne mit ihr tun möchten. McGee zeigt deutlich, dass Alice keine schöne Zeit hatte, selbst nachdem sie Rutledge verließ.
Bestimmte Personen, wie zum Beispiel eine alte Dame, die Alice irgendwann aus dem Irrenhaus holte (wohl durch das Plüschkaninchen, welches ihr am Anfang von Teil1 geschenkt wurde) oder der Erb-Anwalt von Alice lösen immer wieder Visionen aus, die Alice ins Wunderland ziehen. Bestimmte Figuren sind leider sehr unrealistisch dargeboten, was sich durch riesige Nasen und seltsame Staturen bemerkbar macht. Das ist allerdings eher der Ausnahmefall.
Anders als im Vorgänger hält sich Madness Returns kaum noch an seine Buchvorlage. Persönlichkeiten wie die berühmte Grinsekatze, der Hutmacher, der Siebenschläfer, der Märzhase, die Raupe und die Baronin tauchen zwar auf, die Domänen in denen sie sich befinden scheinen aber frei dazu gedichtet. Auch der „Handwerker“ und „der Puppenmacher“ sind völlig neu.


Das Gameplay

Da Madness Returns wie viele andere Spiele heutzutage auf mehreren Plattformen erschienen ist, gibt es selbstverständlich auch Änderungen im Gameplay. Kleine Dinge wie zum Beispiel das drehen der Kamera um Alice herum (statt Alice nur selbst drehen zu können wodurch man nie ihr Gesicht sehen kann) und ein Kampfsystem mit markierbaren Gegnern und Messercombos statt 1-Klick-Hack-System machen aus Madness Returns ein zeitgemäßes Action-Adventure. Das Spiel bleibt seinem Vorgänger aber auch in den Geschicklichkeitseinlagen treu, so wird weiterhin viel gesprungen. Apropos Springen: Alice hat dazugelernt: So hüpft sie jetzt in die Höhe, kann von dort aus zu einem zweiten kleinen Hüpfer ansetzen, aus dem heraus sie mit Hilfe ihres Kleides zu Boden gleiten kann. Wem der 2. Hüpfer nicht genügt, kann das Ganze noch 2 mal wiederholen, ganz recht, Alice kann 3 weitere Sätze in der Luft machen, aus denen sie jeweils in den Gleitvorgang übergehen kann. Leider hat sie dafür eine andere Fähigkeit verloren: Alice ist nicht mehr in der Lage, sich an Kanten festzuhalten bzw. an diesen zu hangeln. Schade eigentlich…
Eine weitere wichtige Neuerung ist das Schrumpfen auf Kommando, wodurch Alice kleine Passagen durchqueren kann, um zum Beispiel Fragmente ihrer Erinnerung einsammeln zu könne, welche überall im Wunderland verstreut zu finden sind. Im Schrumpfmodus kann Alice, ähnlich wie Altair und Ezio aus Assassin’s Creed, bestimmte Dinge sehen, die ihr sonst nicht auffallen würden. So sind die Wände mit hilfreichen Symbolen versehen und oft schweben auch unsichtbare Plattformen durchs Wunderland, die Alice nur im Schrumpfmodus sieht, den sie aber zum Betreten der Plattformen verlassen muss, da man als Winzling nicht die Möglichkeit hat, zu springen. Merken und abschätzen ist also gefragt.


Bang Bang

Selbstverständlich bringt Madness Returns neue „Spielzeuge“ mit sich, die allerdings sehr überschaubar ausfallen und nicht wie im Vorgänger durchscrollbar sind, sondern jeweils eine eigene Taste besitzen. Das Vorpal-Blade ist die einzige Waffe, die aus Alice1 bekannt ist. Dazu gesellen sich: Die Pfeffermühle (Eine Art schnell überhitzendes MG), die Hasenbombe (sprengt Wände und hat einen Fernzünder), das Steckenpferd (vergleichbar mit einem Kampfhammer, geeignet für gepanzerte Gegner), den Schirm (ein Schild) und die „Teekannone“, die einem Granatwerfer mit Flächenschaden entspricht. Da jede Waffe einer Taste zugeordnet ist, entfallen leider die aus Teil 1 bekannten Sekundärfähigkeiten. So ist es Alice also beispielsweise nicht mehr möglich, ihr Messer zu werfen (Die Teekannone lässt sich zwar aufladen, aber das lässt sich kaum als Sekundärfähigkeit bezeichnen).


Outfits? OUTFITS!

Jeder Abschnitt, in den Alice taucht, bringt sein eigenes Outfit mit sich, so verbleibt Alice anfangs nur kur in ihrem bekanntem Standardoutfit und wechselt schon im ersten Kapitel zum „Steam-Dress“, dass der Steampunkdomäne des Hutmachers sehr gerecht wird. Es folgen ein Sirenen-, ein Royal und ein Puppenkleid. Auch im realen London hat Alice eine andere Kluft an; ein ziemlich heruntergekommenes schwarzgraues Kleid, selbstverständlich mit schwarz-weißen Ringelkniestrümpfen. Wer den DLC sein eigen nennt, erhält 6 weitere Kleider und 4 extreme Waffen-Upgrades. Da mir aber nur die Standard-PC-Version vorliegt. Zähle ich mich leider nicht zu den Glücklichen, die z.B. im Grinse-Outfit (der Grinsekatze nachempfunden) durchs Wunderland pirschen können.


Der Einstieg


Atmosphärisch kann sich Madness Returns sehen lassen. Grafisch kann man bis auf wenige Texturen nicht meckern. Leider fällt der Einstieg ins Wunderland im Gegensatz zum Vorgänger sehr unspektakulär aus, selbstverständlich gibt es kein Irrenhaus und kein Delirium, aber etwas Besseres als Ich-sehe-eine-alte-Frau-die-mich-an-den-Jabberwocky-erinnert-und-falle-ins-Wunderland wäre schon drin gewesen, nicht? Das ist aber eine Ausnahme, da die späteren Visionen durchaus Sinn ergeben. Ist man erst mal im Wunderland, hat man diesen Zwischenfall ohnehin schnell wieder vergessen, da die anfängliche Schönheit umwerfend ist.


Das Wunderland

Die Umgebung selbst ist anfangs wunderschön, später wird alles immer makabrer und düsterer, durch die oben genannten Erinnerungsfragmente erfährt man subtil, dass sich das Wunderland Alices Unterbewusstsein anpasst, oft Erinnern Flammen an das tragische Schicksal der Eltern von Alice… Und anderer Personen. Die sehr langen Kapitel halten sich jeweils an ein bestimmtes Stigma. Anfangs ist das Wunderland wie man es sich vorstellt, hübsch, bunt, friedlich. Die Domäne des Hutmachers besteht aus extrem vielen Steampunk-Elementen, es folgt eine Unterwasserdomäne, Queensland, ein gigantisches Puppenhausareal und Später ein mysteriöser steinerner Zug, dem Alice das ganze Spiel über hinterherjagt.


Minispiele


Oh ja, auch die gibt es in Madness Returns, so steuert man ein Schiff unter Wasser ähnlich wie ein einem Sidescrollingshooter, rollt einen Puppenkopf in Pinballmanier über Rollbahnen oder durchschreitet 2-D Areale im japanischen Tuschefarbenstil. Abgesehen davon gibt es noch Survival-Kämpfe auf Zeit bzw. gegen eine feste Anzahl von Gegnern. Dadurch kann sich Alice zusätzliche Gesundheit verdienen.


Die Lokalisierung


Ich persönlich vermisse leider sehr die bekannten Stimmen aus Alice1, wobei selbstverständlich die Chancen gering standen, nach 11 Jahren dieselben Sprecher abermals zu bekommen. So spricht Alice mit einer fast schon jüngeren Stimme als noch vor 11 Jahren. Die Grinsekatze hat ebenfalls einen neuen Sprecher, der sich aber große Mühe gibt, den bösen unterschwelligen Ton des Originals zu rekonstruieren. Madness Returns ist aber ohnehin ein Spiel, welches man eher im Originalton spielen sollte, da sonst das London-Feeling verloren geht, auf das die englischen Sprecher größten Wert gelegt haben.


Die Zusammenfassung


Ich habe gewollt darauf verzichtet, den Plot um Alices neues Abenteuer zu sehr aufzugreifen. Madness Returns entfernt sich vom eigentlichen Buch und geht eher die Umstände rund um den tragischen Familienvorfall an, der Alices Eltern das Leben kostete. Ähnlich wie „The Path“ behandelt Madness Returns überraschenderweise auch Tabuthemen, an die sich (zu Recht) nur wenige Videospiele trauen. Da alles weitere aber ein zu großer Spoiler wäre, mache ich hier einen Cut und fasse noch einmal schnell Pros und Kontras zusammen:


TL;DR

Pro:
• Bekannte Gesichter tauchen wieder auf
• Alice im „realen“ London spielbar
• Die Musik betont die bedrückende Atmosphäre
• Diverse Outfits
• Schrumpfen auf Knopfdruck + erweiterte Sicht
• neues, ordentliches Kampfsystem
• Waffen lassen sich jeweils mehrmalig upgraden
• Quadra-Jumps
• Erlebnisse von Alice formen das Wunderland
• auch im Spiel sind 11 Jahre vergangen
• Minispiele

Kontra:
• anfangs unlogischer Einstieg ins Wunderland
• keine Sekundärfähigkeiten der Waffen
• ungewohnte deutsche Stimmen
• teils unglaubwürdige „reale“ Figuren
• kein Festhalten an Kanten möglich
• lediglich 5 Waffen + 1 Verteidigungsgegenstand
• Buchvorlage eher unbeachtet
• leider nur ein wirklicher Endgegner

Der Catscore von Alice - Madness Returns ist somit: