Donnerstag, 10. Mai 2012

Totentanz für einen Traum - Die CRAMM-Filmrezension zu REQUIEM FOR A DREAM

Juice for Tappy! Juice for Tappy! Juice for Alpha! Juice for Alpha! Wir haben einen Sieger! Unser erster von Darren Aronofskys gemachten Filmen in der CRAMM-Kritik ist REQUIEM FOR A DREAM! *applaus*


Inhalt [spoiler-Alarm...!]
Seid gespannt! Seidseid gespannt! Seid gespannt! Seidseid gespannt!
...nein, doch kein Inhalt. Dieser Film beleuchtet das Drogenschicksal von vier Menschen. Der Inhalt dreht sich um das Drogenschicksal von vier Menschen. Also ist es angebrachter, die Figuren aus RFAD zu betrachten.

Da hätten wir zum einen Marion, die Kokain-verehrende Schönheit. In einer Szene wird sehr schön dargestellt, wie sie die Droge(n) braucht, um sich selbst schön zu fühlen. Um selbst glücklich zu sein, mit sich im Reinen. Sie besitzt ein Talent für Modedesign, was sie auch mit einem eigenen Geschäft beweisen will. Ihre Eltern sind sehr vermögend, mehr bekommt sie aber auch nicht zu spüren. Sie zahlen ihr die Wohnung und "den Psychofritzen", den sie auch auf Geheiß der Eltern besuchen soll.

Ihr Loverboy ist Harry, heroinsüchtig (und diverse andere Drogen, wie sie grade kommen...) und mit seinem Freund Tyrone ganz frisch im Drogengeschäft tätig, was ihnen auch ordentlich was einbringt – immerhin finanziert Harry damit Marions aufkommendes Modegeschäft und seiner Mutter macht er das größte Geschenk auf Erden: ein neuer Fernseher. ;-)

Apropos Mutter: Sara Goldfarb ist allein. Nur gelegentlich besucht vom Sohnemann, der ihren alten kleinen Fernseher zum Pfandleiher schleppt, um Geld für Stoff zu bekommen. Doch dann gehts ja aufwärts! Sara bekommt einen Anruf, dass sie (aufgepasst) unter vielenvielen Menschen auf einer Liste auserwählt wurde. Und die Liste war füüüüüüüüüüüür.... richtig, Menschen, die eventuell, unter günstigen Umständen, wenn Pluto, Merkur und die Venus in einer Linie zueinander stehen, ins Fernsehen kommen als Gäste! Dafür will sie natürlich abnehmen und in das schöne rote Kleid passen, welches sie trug, als Harry seinen High-School-Abschluss feierte... also von vor 5 Jahren oder so. Passt nicht mehr ganz so knolle. Aber dafür gibt es ja Ärzte, die ihr völlig den Hippokratischen Eid außer Acht lassend, tolle Medikamente geben. Amphetamine, um genau zu sein.

Mehr wird nun wirklich nicht verraten. Schaut den Film. Noch nicht überzeugt? Dann lest weiter.


Darstellerleistung
Ellen Burstyn – bekam für ihre Rolle als Sara Goldfarb eine Oscarnominierung für die beste Hauptdarstellerin. Das ist für ein absolutes Independentfilmchen mit gerade einmal 2 Mio. $ Kosten schon eine Leistung (also... da von der Academy beachtet zu werden. Das hat nichts mit der Rolle zu tun!). Wie mitbekommen ist unter "Inhalt/Figuren" ein ordentliches Stückchen für Sara Goldfarb niedergeschrieben worden. Das liegt nicht etwa an der schlechten Charakterzeichnung der übrigen Figuren, sondern an der großartigen Darstellung durch Ellen Burstyn zum einen und zum anderen an der Figur Sara Goldfarb an sich. Ihr Wandel von der normalen einsamen Witwe zur Süchtigen ist einfach brilliant gespielt (und inszeniert durch die Kamera). Der Oscar wäre auch verdient gewesen für diese Rolle, stattdessen gewann ihn Julia Roberts für "Erin Brockovich"... not sure...

Jared Leto – Jaaa richtig. Jared Leto. Der Sänger von 30 Seconds to Mars. Der kann auch Schauspiel. Der kann auch authentisch sein. Nein, jetzt mal im Ernst, abgemagert, fettiges Haar, meist desillusionierter Blick – so stellt man sich den Prototyp des Junkies vor. Sicheren Quellen zufolge (Wikipedia) hatte sich Leto vor dem Dreh zur besseren Vorbereitung mit echten New Yorker Junkies angefreundet.

Jennifer Connelly – Jennifer Connelly... ja.. was soll man da noch sagen... Sie hat die Rolle der Marion wunderbar gespielt, man nimmt ihr wirklich ab, dass sie extremst süchtig ist und bla. Mit dieser Rolle gelang ihr auch der Durchbruch und ein Jahr später bekam sie auch den Oscar (für A Beautiful Mind), also immerhin eine Schauspielerin, die es verdient und nicht noch ihr halbes Leben diesem Goldjungen hinterher rennt. Ich hoffe nur, sie wird auf der Straße, so sie erkannt wird, nicht gegrüßt mit "Arsch an Arsch?"...

Marlon Wayans – ganz genau. Der Kiffer aus Scary Movie. Warum wird der Kerl immer auf diese Rolle reduziert?! ... Weil sie gut war, realistisch gespielt und sehr bekannt wurde. Okayokay. Aber als Tyrone hat der gute Marlon auch eine super Figur abgelegt. Überhaupt haben alle Darsteller eine super Figur abgelegt. Und glaubwürdige erst recht! Verdammt, alle sind toll, der Film ist toll, Ende Rezi!
Naaa, just kidding. Aber die Sache mit Marlon Wayans und dem Scary Movie-Kiffer-Fluch ist schon hart. Ich meine, er wurde von Tim Burton als Robin für "Batman Forever" in Betracht gezogen, doch dann verließ Burton das Projekt und alles ging den Bach runter. Ich traue Marlon Wayans wirklich viel zu, aber die Produzenten sind da nicht ganz meiner Meinung. Vielleicht hat er in letzter Zeit zu viele zu schlechte Filme mitmachen müssen... Whatever, hier war er genial drauf und so sollte er uns in Erinnerung bleiben!


Kamera und Schnitt
Schön am Film ist, dass er draufhält. Egal auf was. Seien es Augen, Hände, Lippen oder Narben. Immer mit Schnitt, immer Nahaufnahmen. Die Anzahl der Schnitte im "nur" 90minütigen Streifen überstieg schon damals die Norm. Über 2000 Schnitte wurden gemacht, also pi (hihi..) mal Daumen 20 Schnitte in der Minute! .. oder so. Jedenfalls extrem viel. Ich möchte da nicht Cutter gewesen sein. ... Ui! Der Cutter des Films heißt Jay Rabinowitz! Und achtet mal drauf, der eine Pfandleiher heißt auch Rabinowitz! Witzig. :3 Und er wurde für seine Leistung bei den Online Film Critics Society Awards mit der Auszeichnung bester Schnitt (.. was sonst?!) ausgezeichnet. Gut so!
Noch ein Punkt zu den Schnitten. Kennt ihr 2001: Odyssee im Weltraum von Stanley Kubrick? Die Sache mit der Keule und dann Schnitt zum Raumschiff? Im Film gibt es zwar nicht solche bedeutenden und vielsagenden Kürzungen, aber so manch brillianter Cut ist schon dabei. Ich sage nur "Ich brauche Geld. - Wozu brauchst du denn das Geld?"...
Die Kamera ist größtenteils an den Schauspielern dran, auch die "Snorricam" kommt zum Einsatz, ein schönes Gerät, das dem Schauspieler i.d.R. Um den Bauch geschnallt wird – genialer Effekt, definitiv. Ganz selten gibt es Total-Aufnahmen, die die Umgebung zeigt (mal von der Anfangsszene abgesehen..), man ist also eine lange Zeit quasi ein Teil der Akteure. So kann es nicht passieren, dass der aufmerksame Zuschauer plötzlich abdriftet und nichts mehr mitbekommt, weil ein Detail zu viel beachtet wurde. Die Akteure sind die wichtigsten Elemente des Films, manche Streifen vergessen das schnell und schauen eher nach links und rechts, zielen auf einen Witz ab, vergessen aber das Wesentliche. Das trifft hier nie zu. Nie. Nienienie.


Musik
Seriously? Die Musik von RFAD sollte nun wirklich jeder kennen. Vielleicht bringt nicht jeder den Namen "Clint Mansell" und "Kronos String Quartet" damit in Verbindung, aber sofern man nicht hinterm Mond hausiert, dürfte die Musik ein Begriff sein.
Aber nun zur Verwendung im Film:
Das Machwerk ist ja nun in [spoiler] drei Teile aufgesplittet: Sommer, Herbst, Winter. Anfangs ist das zum Kult angehobene Musikthema noch ganz nett und freundlich, es weißt zwar die bekannten Klänge auf, aber sonst gibt es keinen Grund zur Besorgnis. Titel wie "Summer: Ghosts Of Things To Come" sind noch ruhig, beharrlich... normal. Gute Indikatoren für den Wahnsinn sind die Overtüren für Sommer, Herbst und Winter. Listen and you will know, what I mean.
Das Klangmartyrium erfährt man mit den letzten 4 Songs des Soundtrack-Albums "Beginning of the End", "Ghost of a Future Lost", "Meltdown" und die Auflösung des Grauens mit "Lux Aeterna". Sowohl im Film, wie auch auf dem Album ist der WINTER-Part eine Belastungsprobe für Körper und Seele. Ein bewundernswertes Finale eines Drogenfilmes, das nur schwer zu toppen ist!
Für Bewunderer von Streichquartetten ist das Soundtrackalbum ein Ohr wert. Für Fans des Filmes sowieso. Und für alle anderen auch.


Gesamtwirkung
REQUIEM FOR A DREAM ist und bleibt der beste "Nehmt keine Drogen"-Spielfilm auf dem Markt. Man kann mich gerne eines besseren belehren, aber von der Wirkung ist der Film meines Erachtens unübertroffen. Ich für meinen Teil habe vor dem Film keine harten Drogen genommen. Und danach erst recht nicht. Danach war meine Karriere als Junkie endgültig im Arsch.
Der Film ist beklemmend, regt zum Nachdenken an, noch nicht einmal großartig lang und daher als Unterrichtsmaterial mehr als geeignet. Nur mal so als Hinweis.
Nach RFAD hat mich Darren Aronofsky als Regisseur einfach nicht mehr loslassen können. Andere Filme sind ebenso genial und toll, aber mit RFAD hat er sich selbst schon ziemlich früh ein Denkmal gesetzt. Eine höhere Auszeichnung gibt es nicht.


Habt ihr den Film gesehen? Ja? Wie war er? [-> Kommentar]
Ihr habt ihn noch nicht gesehen?! SOFORT nachholen!

Requiem for a Dream wurde eingenommen,
als nächstes wartet The Fountain...